Gaubensanierung am Schloss Neuschwanstein: spektakulärer Einsatz mit Weitblick

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Schloss Neuschwanstein

Rund 1,4 Millionen Menschen zieht es im Jahr zum Schloss Neuschwanstein und zu seiner einzigartigen Kulisse in die Bayerischen Alpen. Damit gehört das Gebäude in Schwangau heute zu den meistbesuchten Schlössern und Burgen Europas. Die 26 Gauben restaurierten zwei Industriekletterer der 3KER RAS GROUP GmbH in schwindelerregender Höhe.

Das Schloss Neuschwanstein gilt als Perfektion eines Märchenschlosses. Seit dem Tod König Ludwigs II. im Jahr 1886 ist das Gebäude für Besucher geöffnet. Umgeben von den steilen Felsen der Voralpenebene und großen Seen besticht es mit seiner idyllischen Lage. Diese traumhafte Kulisse war vom 9. September bis 29. Oktober 2024 der Einsatzort für die Industriekletterer der 3KER RAS GROUP, ein Tochterunternehmen der Piepenbrock Unternehmensgruppe.

Nachdem die Gauben zuletzt vor rund 30 Jahren aufgearbeitet wurden, sollten sie im Zuge einer großen Sanierung am Schloss erneut bearbeitet werden. Den Auftrag für die Gaubensanierung legte das Staatliche Bauamt Kempten als Auftraggeber in die Hände der Spezialisten von 3KER RAS. Die Industriekletterer reinigen, begutachten und sanieren deutschlandweit schwer zugängliche Objekte aller Art. Am Schloss Neuschwanstein waren die Experten rund 560 Arbeitsstunden im Einsatz.

Arbeitseinsatz in Etappen

Ihren Einsatzort erreichten die Industriekletterer von innen durch die Fenster. Die Spezialisten befestigten die Sicherungsseile am robusten Dachstuhl des Gebäudes und hängten sich in ihrer Kletterausrüstung zu den Gauben hinaus. Um einen kontrollierten Stand zu haben, bauten sie sich mit Klemmen und Hölzern stabile Tritte. Martin Semmel, Geschäftsführer der 3KER RAS GROUP, erklärt: „Das Schloss Neuschwanstein hat ein Blechdach mit Stehfalzdeckung und einer Steile von mehr als 45 Grad. Darauf kann niemand sicher stehen. Bei Arbeiten an schwer zugänglichen Gebäuden wie diesem müssen wir immer wieder kreative Lösungen finden.“ Im ersten Schritt schliffen die Kletterer die Oberfläche der Gaubenverkleidung ab und entfernten die alte Farbe da, wo sie nicht mehr gut haftend war. Dabei kamen unterschiedliche Schäden am Holz zum Vorschein – von der Faulstelle bis hin zu beschädigten Anschlüssen. „Das Projekt unterscheidet sich von einer klassischen Baustelle. Erst wenn wir den Untergrund sehen, wissen wir, welche Arbeiten anstehen. Diese können an jeder Gaube unterschiedlich sein“, berichtet Semmel aus der Praxis:

„Wenn wir Schäden finden, informieren wir die zuständige Fachbauleitung und das Bauamt und schicken ihnen Bilder des Schadens. Sie entscheiden, ob wir betroffene Holzstellen herausschneiden, erneuern oder offen lassen sollen – und ob sie sich den Schaden vorab persönlich anschauen oder gezeigt bekommen möchten. In der Denkmalpflege stellt sich immer wieder die Frage: Entscheide ich mich für eine möglichst dauerhafte Lösung oder für eine Reparatur, die dem Originalzustand und damit dem letzten Ist-Zustand entspricht.“ In den nächsten Schritten trugen die Kletterer auf jede Gaube zwei Schichten Grundierung sowie drei Deckanstriche auf. Ein Arbeitseinsatz in Etappen: Die verwendete Leinölfarbe erfordert zwischen jedem Anstrich rund 24 Stunden Trocknungszeit. 3KER RAS setzt bewusst auf ein Zwei-Mann-Team, mit dem ein Arbeitsrhythmus ohne Wartezeiten möglich war. Neben den Absprachen und dem Abbinden der Farbe wirkten sich auch die Wetterverhältnisse auf die Sanierungsarbeiten aus. „Bei starkem Regen können wir beispielsweise nicht streichen. Herausforderungen wie diese verzögern unsere Arbeiten und erfordern spontane Lösungen“, so Semmel.

Sicherheit ist oberstes Gebot

Bevor die Industriekletterer von 3KER RAS mit ihrer Arbeit starten, gilt es, mögliche Gefahren am Einsatzort zu identifizieren: „In jedem Team haben wir einen Aufsichtsführenden mit einer Fisat Level 3 Ausbildung vor Ort. Er erstellt eine Gefährdungsbeurteilung, definiert Maßnahmen, um Unfälle zu vermeiden, und überprüft das Rettungskonzept, falls doch mal ein Kollege gerettet werden muss“, sagt Christoph Heydrich, Niederlassungsleiter der 3KER RAS GROUP und Projektleiter für den Einsatz am Schloss. Er verantwortete unter anderem die Administration rund um Zugänge, Parkplätze und die Stundenabrechnung. Um Unfälle durch herunterfallendes Material zu verhindern, sperrten die Experten das Gelände zeitweise unterhalb der Arbeiten ab. Für die Sicherheit am Schloss während der Sanierung erledigten die Kletterer ausgewählte Arbeitsschritte außerhalb der Besucherzeiten.

In der Regel waren sie täglich von 7 – 17 Uhr im Einsatz. Dabei stehen die Kollegen am Kletterseil miteinander in Blick- und Rufkontakt. Die Verständigung läuft zudem über ein Funkgerät. Käme es zu einem Unfall, wäre das gut durchdachte Sicherheitskonzept zum Tragen gekommen: Die zweite Person wäre zum Verletzten geklettert, hätte ihn an seiner PSA (Persönliche Schutzausrüstung) befestigt und sich mit ihm zusammen zum Boden abgeseilt. Dort hätte ein Sanitäter die Behandlung übernommen. Da das Schloss Neuschwanstein weltweit bekannt ist, stehen die Industriekletterer bei ihrer Arbeit unter der ständigen Beobachtung der Besucher – Fotos und Videos sind schnell erstellt und verbreitet. „Uns ist bewusst, dass wir Schaulustigen mit unseren Arbeiten in schwindelerregender Höhe eine Show bieten. Umso wichtiger ist es, dass sich das Team davon nicht aus der Ruhe bringen lässt und jederzeit konzentriert weiterarbeitet“, schildert Heydrich.

Ihren Einsatzort erreichten die Industriekletterer gut gesichert mit Kletterausrüstung von innen durch die Fenster.

Ihren Einsatzort erreichten die Industriekletterer gut gesichert mit Kletterausrüstung von innen durch die Fenster.

Konsens in luftiger Höhe ist gefragt

Ein wichtiger Baustein einer Sanierung in der Denkmalpflege ist die fortlaufende Dokumentation. Heydrich übernahm diese in enger Absprache mit den Industriekletterern am Schloss Neuschwanstein: „Im Raumbuch haben wir pro Fenster jeden Arbeitsschritt im Vorher-Nachher-Vergleich fotografisch dokumentiert und Besonderheiten herausgestellt.“ Im Rahmen der Arbeiten ist eine verbindliche Kommunikation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer unabdingbar und zeichnete die Zusammenarbeit aus.

Nach dem Abschluss der Arbeiten zieht 3KER RAS ein positives Fazit: „Unsere Industriekletterer sind begeistert von dieser traumhaften Kulisse. Der Arbeitseinsatz im frühen Herbst war zwar körperlich anstrengend – gerade in den Morgen- und Abendstunden bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Aber die Ausblicke vom Dach machen einfach Freude“, sagt Semmel.

Sie möchten mehr über die spektakulären Arbeiten am Schloss Neuschwanstein erfahren? Dann werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen.

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