Zwischen Heimat und Höchstleistung: Leitinterview mit Karl Bebendorf

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Karl Bebendorf ist ein deutscher Mittelstreckenläufer, der beim Dresdner SC 1898 trainiert. Er ist fünffacher Deutscher Meister im 3000-Meter-Hindernislauf und startete 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris. Im September unterstützt Piepenbrock den MOVE. Silicon Saxony Sports Day 2025 in Bebendorfs Heimatstadt. Dort spricht der 29-Jährige über Motivation, Fleiß und Ausdauer. Im Leitinterview betont er, wie wertvoll diese Werte auch für Unternehmen sein können.

Was hat Sie auf Ihrem Weg vom Nachwuchstalent aus Dresden zum EM-Bronzemedaillengewinner in Rom am meisten geprägt?

Ganz klar: die Rückschläge. Über die fast 20 Jahre hinweg gab es immer wieder Phasen, in denen es nicht lief: Verletzungen, verpasste Chancen, schwierige Zeiten. Aber genau das hat mich stärker gemacht. Ich habe gelernt, dranzubleiben – auch, wenn es mal hart wird.

Diese Momente haben mir Disziplin beigebracht und gezeigt, dass ich aus Fehlern wachse. Am Ende hat mir das vor allem eines gezeigt: Wer an sich glaubt, sich realistische Zwischenziele setzt und Schritt für Schritt weitergeht, kann echt viel erreichen.

Fünf Deutsche Meistertitel in Folge, Medaille bei der EM, Olympiastart in Paris – wie schaffen Sie es, sich über Jahre hinweg immer wieder neu zu motivieren?

Für mich sind es nicht einfach nur Erfolge, die man kurz feiert und dann abhakt. Es ist mein Beruf, meine Leidenschaft. Ich wollte den Sport schon immer auf einem Niveau betreiben, das mir erlaubt, davon leben zu können. Jeder Erfolg ist schön, aber für mich nie ein Grund, mich zurückzulehnen. Denn mit jedem Meilenstein kommt automatisch die nächste Herausforderung.

Ich habe den Anspruch, mich immer weiterzuentwickeln noch schneller, besser, stärker zu werden. Und dabei denke ich nicht nur an mich, sondern auch an die vielen Menschen und Partner, die mich auf meinem Weg unterstützen. Ihnen gerecht zu werden, motiviert mich genauso wie mein eigener Ehrgeiz. Rückblickend sind die Erfolge toll, aber ich schaue lieber nach vorn.

Trotz internationaler Erfolge bleiben Sie Dresden treu. Was bedeutet Ihnen Ihre Heimat – im Sport und im Leben?

Ich bin in Dresden geboren und aufgewachsen, meine sportliche Laufbahn hat hier begonnen, seit meinem neunten Lebensjahr starte ich für den Dresdner SC 1898. Die Stadt bietet mir nicht nur optimale Trainingsbedingungen, sondern auch viel Unterstützung aus meinem persönlichen Umfeld.

Obwohl mein Trainingsmittelpunkt sich durch internationale Wettkämpfe und Höhentrainingslager zunehmend ins Ausland verlagert hat, bleibt Dresden für mich der Ort, an dem ich zur Ruhe komme. Es ist mein Zuhause und das möchte ich nicht missen oder gegen etwas anderes eintauschen.

Piepenbrock macht sich als Familienunternehmen für soziale, gesellschaftliche und nachhaltige Projekte stark. Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht verlässliche Partner, die auch den Sport unterstützen?

Aus meiner Sicht sind verlässliche Partner wie Piepenbrock Gold wert – gerade in Randsportarten, aber auch im Bereich gesellschaftlicher und nachhaltiger Projekte. Diese Bereiche haben oft nicht die mediale Präsenz oder die finanziellen Mittel, um sich selbst gut aufzustellen. Umso wichtiger ist es, wenn Unternehmen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich auch dort zu engagieren,

wo es vielleicht nicht um maximalen Profit oder Reichweite geht. Leider schrecken viele potenzielle Sponsoren zurück, weil der direkte wirtschaftliche Nutzen nicht sofort erkennbar ist. Deshalb schätze ich es umso mehr, wenn Firmen wie Piepenbrock diesen Schritt trotzdem gehen und nicht allein den Mehrwert für das Unternehmen suchen, sondern gesellschaftliches Miteinander und wichtige Werte fördern.

Der 29-jährige Leichtathlet Karl Bebendorf aus Dresden startete im vergangenen Jahr bei den Europameisterschaften in Rom. (Bild: Karl Bebendorf)

Motivation, Fleiß, Ausdauer – Werte, die im Sport wie in der Wirtschaft zählen. Wo sehen Sie die größten Parallelen zwischen Ihrem Sport und einem erfolgreichen Wirtschaftsunternehmen?

Im Grunde sind die Parallelen sehr deutlich: Ohne Fleiß, Ausdauer und Disziplin funktioniert weder der Sport noch die Wirtschaft. Motivation ist wichtig, aber sie kommt und geht. Entscheidend ist in meinen Augen, dass man auch dann weitermacht, wenn es mal schwerfällt. Genau wie im Training oder im Wettkampf müssen Unternehmen ständig dranbleiben,

das Rad am Laufen halten und sich immer wieder auf neue Ziele ausrichten. Rückschläge, Niederlagen oder Hindernisse gehören dabei ganz selbstverständlich dazu. Wer damit umgehen kann, daraus lernt und weitermacht, der hat die besten Chancen auf langfristigen Erfolg –egal, ob auf der Laufbahn oder im Büro.

Wenn Sie einmal nicht im Training oder Wettkampf sind – was bringt Sie auf andere Gedanken, und wo tanken Sie am liebsten neue Energie?

Mein Leben ist komplett auf den Sport ausgerichtet, echte freie Zeiten gibt es da kaum. Neben dem Sport macht es mir viel Spaß, als Content Creator aktiv zu sein. In den sozialen Medien nehme ich meine Fans und Follower gerne mit hinter die Kulissen meines Alltags als Profisportler. Außerdem gebe ich ab und zu Laufcoachings für Unternehmen, was mir persönlich auch sehr viel zurückgibt. Es macht mir großen Spaß, meine Erfahrungen und mein Wissen weiterzugeben.

Da ich ohnehin viel unterwegs bin, ziehe ich privat nicht noch zusätzliche Reisen vor, sondern genieße ruhige Momente mit Familie und Freunden zu Hause. Das mag einfach klingen, aber genau das bedeutet für mich echte Erholung. Mir ist sehr bewusst, dass meine Karriere als Profisportler zeitlich begrenzt ist. Deshalb weiß ich es umso mehr zu schätzen, dieses Leben führen zu dürfen. Ich versuche, das Beste aus jedem Jahr herauszuholen.

Auch Nachwuchsförderung schreibt Piepenbrock groß. Was würden Sie jungen Sportlern mit auf den Weg geben, die heute davon träumen, eines Tages olympische Luft zu schnuppern?

Ich würde ihnen vor allem Geduld und Durchhaltevermögen ans Herz legen. Es ist großartig, ein großes Ziel wie die Olympischen Spiele vor Augen zu haben, aber auf dem Weg dorthin gibt es viele Etappen und Zwischenziele, die ich anfangs vielleicht gar nicht erkenne. Um dieses große Ziel wirklich zu erreichen, braucht es mehr

als nur Talent: Ich muss bereit sein, Jahr für Jahr ein Stück mehr zu investieren, stetig an mir zu arbeiten und in kleinen Schritten besser zu werden. Es sind viele Faktoren, die zusammenkommen müssen, aber wer dranbleibt, diszipliniert ist und an sich glaubt, kann es schaffen, zu den Besten der Welt zu gehören.

Welche sportlichen Träume treiben Sie aktuell an? Wie behalten Sie bei aller Zielstrebigkeit die Freude am Laufen?

Auch wenn ich schon einiges erreicht habe, ist mein Weg noch lange nicht zu Ende. Mein großes Ziel ist es, mich in den nächsten vier Jahren in der Weltspitze zu etablieren und im besten Fall eine Medaille zu gewinnen. Ich träume davon, irgendwann in den deutschen Leichtathletik-Geschichtsbüchern aufzutauchen mit einer Leistung, die bleibt. Und wenn alles gut läuft – körperlich

wie mental – möchte ich noch zweimal bei den Olympischen Spielen dabei sein. Ich habe mir in den letzten Jahren eine starke Basis aufgebaut: gute Trainingsbedingungen, ein starkes Umfeld und vor allem viel Erfahrung. Jetzt liegt es an mir, diszipliniert zu bleiben, fokussiert zu trainieren und die Freude am Laufen nie zu verlieren. Denn genau die ist es, die mich immer wieder auf die Bahn zieht.

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