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Interview mit Forstwirt Rüdiger Cours: Mehr als Aufforstung in Rheinshagen
Kontakt: Stella Rudminat Datum: 18 Oktober 2024 Lesedauer: 3 Minuten Kategorien: Nachhaltigkeit Themen: Azubis, Baumpflanzung, Forst, Nachhaltigkeit
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Nachhaltigkeit gehört seit über 30 Jahren zur Piepenbrock Unternehmensgruppe. Im unternehmenseigenen Forst hat der Gebäudedienstleister mittlerweile mehr als 140.000 Bäume gepflanzt. Seit über 15 Jahren wacht Rüdiger Cours als Forstwirt mit seinem Team über die knapp 2.700 Hektar. Wie nachhaltiges Handeln seinen Arbeitsalltag beeinflusst, erklärt Cours im Interview – und verrät, warum er gleich zu Beginn eine wichtige Entscheidung treffen musste.
Herr Cours, Sie sind tagtäglich im Piepenbrock Forst unterwegs. Wie sieht ihr Alltag aus und worauf kommt es dabei an?
Als Team haben wir viele unterschiedliche Aufgaben in unserem Forst. Deshalb besprechen wir morgens immer erst, was für den jeweiligen Tag ansteht. Wir kontrollieren Zäune und stellen neue auf, beseitigen Gefahren, legen neue Streuobstwiesen an
oder entnehmen bestimmte Bäume. Es kommt aber auch häufig vor, dass eine Besprechung mit externen Forstunternehmen, Behörden oder Geschäftspartnern anliegt. Kein Tag ist wie der andere und unsere Aufgaben sind sehr vielfältig.
Was ist der Unterschied zwischen einem normalen Forst und unserem Forst?
Der Piepenbrock Forst ist schon etwas Besonderes. Das liegt vor allem an unserem Verständnis von Nachhaltigkeit, denn das spielt bei uns eine außergewöhnliche Rolle.

Die Azubis von Piepenbrock fahren regelmäßig zu Natur- und Umweltschutzprojekten in den unternehmenseigenen Forst nach Rheinshagen. (Foto: Piepenbrock Unternehmensgruppe)
Woran machen Sie das fest?
Das wird beispielsweise an unserer Baumentnahme deutlich. Offiziell könnten wir jährlich bei der aktuellen Größe zwischen 5.000 und 6.000 Festmeter Holz entnehmen. Weil wir aber sicherstellen wollen, dass der Forst in seiner Form auch für die kommenden Generationen erhalten bleibt, entnehmen wir nur 1.500 bis
2.500 Festmeter. Das hängt auch vom jeweiligen Holzpreis ab. Außerdem pflanzen wir Bäume und Sträucher, die den Tieren zugutekommen. Uns ist wichtig, den Forst als eine Einheit von Wald und Wild zu sehen. Auch hier müssen die wirtschaftlichen Interessen mit denen des Wildes im Einklang stehen.
Gibt es fernab der Bepflanzung noch weitere Maßnahmen, die auf das Thema Nachhaltigkeit einwirken?
Wir legen regelmäßig neue Wiesen und Hecken mit seltenen Baum- und Straucharten an. Schon heute nehmen sie 1,5 Hektar unserer Fläche ein. Ein anderes großes Projekt haben wir schon zu Beginn meiner Arbeit im Forst angestoßen: Damals wurden die Gebäude auf dem Gelände mit einer Ölheizung betrieben. Die Kosten waren enorm,
mittlerweile läuft die komplette Energieversorgung über eine Hackschnitzelanlage. Der Vorteil ist, dass wir dafür unser eigenes Holz benutzen können – und zwar totes Holz oder minderwertiges Material, das wir nicht verkaufen können. Auf diese Weise konnten wir die Kosten um knapp 90 Prozent senken.
Wie hat sich der Forst in den vergangenen Jahren entwickelt?
Wir haben in letzter Zeit sehr viel Fläche dazugekauft. Mittlerweile umfasst der Forst knapp 2.700 Hektar. Doch auch in der Bewirtschaftung hat sich sehr viel verändert. Der Klimawandel führt dazu, dass wir vermehrt von Nadel- auf Laubhölzer umstellen müssen. Fichten sind Flachwurzler und überleben die extremen
Wetterereignisse nicht. Deshalb haben wir insgesamt schon etwa 20 Prozent unserer Gesamtfläche umgebaut. Trotzdem pflanzen wir auch weiterhin Kiefern mit einem Fichtenanteil, weil der Boden keine andere Pflanzung zulässt. Dass wir so pflanzen, führt zu Ruheeinstandszonen für das beheimatete Wild.
Sie haben es schon angedeutet: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf Ihre Arbeit?
Nicht nur, dass wir die Bewirtschaftung umstellen: Auch der Zeitraum für unsere Pflanzungen verschiebt sich. Früher haben wir unsere Bäume und Sträucher im Frühjahr gepflanzt. Mittlerweile müssen wir das im Herbst machen. Das liegt vor allem daran,
dass der Niederschlag ausbleibt und sich die Bedingungen stark verändert haben. Außerdem befallen immer neue Schädlinge unsere Bäume. Wir müssen deshalb schneller reagieren, um den Forst zu schützen.
Neugierig? Mehr erfahren in unserem Nachhaltigkeitsbericht nach GRI-Standards.
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