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Jubiläumsinterview mit Oberbürgermeisterin Katharina Pötter: „Piepenbrock ist eine feste Größe“
Kontakt: Philip Schönfeld Datum: 24 Juli 2024 Lesedauer: 5 Minuten Kategorien: Arbeitswelt Themen: Jubiläum, Katharina Pötter, Leitinterview, Osnabrück
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Katharina Pötter (CDU) ist Oberbürgermeisterin der Friedensstadt Osnabrück. Im September 2021 setzte sich die 44-jährige Juristin in einer Stichwahl durch. Zuvor engagierte sie sich bereits über viele Jahre für ihre Heimatstadt und kennt deshalb auch die Piepenbrock Unternehmensgruppe, die fest in der Stadt ihres Hauptsitzes verwurzelt ist. Im Interview gratuliert Pötter dem Gebäudedienstleister zum 111-jährigen Jubiläum und betont, wie wichtig ein Familienunternehmen wie Piepenbrock für Osnabrück ist.
Vor 111 Jahren begann die Geschichte von Piepenbrock in Osnabrück. Wann kamen Sie das erste Mal mit dem Namen in Berührung?
Zunächst einmal gratuliere ich allen bei Piepenbrock sehr herzlich zum Geburtstag! Wer in Osnabrück aufwächst, für den gehört Ihr Unternehmen zu den großen lokalen Arbeitgebern, deren Namen er schon als Kind verinnerlicht, ohne sich später noch an einen konkreten Anlass erinnern zu können.
Piepenbrock habe ich mir damals als Jugendliche aber sicherlich auch im Zusammenhang mit dem VfL Osnabrück gemerkt. Man ging ja viele Jahre ins Piepenbrock-Stadion, wenn man die Lila-Weißen Fußball spielen sehen wollte.
Für viele Menschen in der Stadt und darüber hinaus ist Piepenbrock ein fester Begriff. Was verbinden Sie mit der Unternehmensgruppe?
In Osnabrück zählt Piepenbrock zur Top 10 der großen Arbeitgeber. Wer sich die Standort-Landkarte auf Ihrer Homepage anschaut, bekommt darüber hinaus eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Piepenbrock fast in ganz Deutschland vertreten ist. Insgesamt sind es weit mehr als 25.000 Mitarbeiter, die von der Firmenzentrale an der Hannoverschen Straße aus betreut werden. Das macht die Gruppe zu einem bedeutenden Player in ganz Deutschland.
Und das Zentrum ist hier bei uns, wo 1913 alles anfing. Darüber bin ich sehr froh. Denn eine Stadt in unserer Größenordnung braucht für eine gesunde Wirtschaftsstruktur nicht nur einen stabilen regionalen Mittelstand, sondern auch einige große Unternehmen mit bundesweiter Strahlkraft.
Piepenbrock engagiert sich nicht nur in der Wirtschaft, sondern insbesondere gesellschaftlich und ökologisch. Welchen Wert hat das für den Wirtschaftsstandort Osnabrück?
Der frühere US-Präsident John F. Kennedy appellierte in seiner berühmten Antrittsrede an seine Landsleute: „Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst.“ Dieses Zitat beschreibt einen sehr zentralen Punkt meiner eigenen politischen Überzeugung. Ich habe, offen gesagt, nur wenig Verständnis für Menschen – oder auch für Unternehmen –, die nicht bereit sind, selbst Verantwortung für die Belange der Allgemeinheit zu übernehmen, sondern wie selbstverständlich erwarten, dass sich der Staat um alles kümmert.
Insofern ist das Engagement eines Unternehmens über die vom Gesetzgeber definierten Mindeststandards hinaus absolut begrüßenswert. Es sollte in meinen Augen allerdings auch ein Stück weit selbstverständlich sein. Denn jedem muss klar sein: Osnabrück – das sind wir alle! Ich bin sehr froh, dass viele Unternehmen in unserer Region, darunter Piepenbrock, das verstanden haben und sich entsprechend verhalten.
Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (Mitte) bei einem Besuch im Piepenbrock Service Center gemeinsam mit den geschäftsführenden Gesellschaftern Olaf und Arnulf Piepenbrock. (Bild: Piepenbrock Unternehmensgruppe)
Was tut die Stadt, damit Osnabrück auch in Zukunft attraktive Arbeitsplätze und -bedingungen bietet?
Wir weisen attraktive Gewerbegebiete aus, betreiben darüber hinaus eine aktive Wirtschaftsförderung und sorgen unter anderem dafür, dass Familien ihre Kinder gut betreut wissen. Aber diese und viele weitere Maßnahmen reichen nicht aus. Denn die wahrscheinlich größte Herausforderung für unsere Wirtschaft ist der immer drängendere Mitarbeitermangel. Wir müssen deshalb um jeden Osnabrücker kämpfen, der seinen Schul- oder Hochschulabschluss in der Tasche hat. Er soll bitte nicht wegziehen, sondern bei uns bleiben und zum Beispiel bei Piepenbrock anfangen.
Kämpfen müssen wir außerdem um auswärtige Fachkräfte. Das Problem ist, dass ein Absolvent aus Bayern oder Schleswig-Holstein mit Städten wie Mainz, Freiburg oder Münster etwas Positives verbindet, während er über Osnabrück vielleicht allenfalls weiß, dass es hier einen sympathischen Fußballclub gibt. Das muss sich ändern. Und deshalb entwickeln wir gerade eine Stadtmarke, die unsere Stärken in den Vordergrund stellt und sie bundesweit sichtbar macht.
An über 800 Standorten ist Piepenbrock bundesweit tätig. Inwiefern kann der Gebäudedienstleister damit als Botschafter Osnabrücks in ganz Deutschland fungieren?
Wir werden im Rahmen des Stadtmarken-Prozesses alle lokalen Unternehmen dazu einladen, zu Markenbotschaftern für Osnabrück zu werden.
Von einem Unternehmen wie Piepenbrock, das so weit ins gesamte Land ausstrahlt, erhoffe ich mir da eine Menge.
In einer Rede im Januar zeigten Sie sich besorgt über die wirtschaftliche Entwicklung im Land. Welchen Trend erkennen Sie für die nächsten Monate und Jahre?
Wir haben jetzt viele Jahre hinter uns, in denen es uns so gutging wie noch nie zuvor. Leider wird daraus inzwischen die Vorstellung abgeleitet, Wohlstand und Wachstum seien in Deutschland eine Selbstverständlichkeit, und es gehe nur darum, das Vorhandene möglichst gerecht zu verteilen. Wenn Sie nach einem Trend fragen, dann fürchte ich, dass die Antwort lautet: Um wenigstens den Status Quo zu erhalten, werden wir uns alle wieder deutlich mehr anstrengen müssen.
Jeder in seinem Bereich und im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ansonsten kann es schnell passieren, dass wir nicht bloß ein bisschen weniger Wohlstand haben – womit wir ja vielleicht sogar leben könnten –, sondern in eine Situation geraten, in der viele vermeintliche Selbstverständlichkeiten nicht mehr gelten.
Zuletzt positionierte sich Piepenbrock klar für das Thema Vielfalt. Wie denken Sie über politische Statements von Unternehmen?
Ich finde es wichtig, dass Unternehmen positive Werte vorleben und auch klar definieren, wo es rote Linien gibt, etwa bei Sexismus, Rassismus oder anderen Formen von Diskriminierung. Ich begrüße es insofern ausdrücklich, wenn Firmen entsprechende Statements abgeben.
Sie müssen aber natürlich im Alltag auch dafür sorgen, dass es nicht bloß Lippenbekenntnisse sind, die gut für das Image sind, sondern ein Ausdruck gelebter Unternehmenskultur.
Bei welchen Herausforderungen unserer Zeit können Wirtschaft und Politik – ob vor Ort oder in Berlin – an einem Strang ziehen?
Die Politik muss die Unternehmen zuallererst wieder als Partner betrachten – und nicht als notorische Regelbrecher, die möglichst umfassend kontrolliert und eingehegt werden müssen. Die Wirtschaft wiederum muss sich dieses Vertrauens würdig erweisen und darf nicht jedes Schlupfloch, das sich bietet, eiskalt ausnutzen.
Eine solche Form der Partnerschaft kann nicht zuletzt dazu beitragen, das größte Problem zu lösen, mit dem sich die Menschheit konfrontiert sieht. Der Klimawandel wird auch bei uns in Deutschland bereits mittelfristig katastrophale Folgen haben, wenn wir nicht zügig gegensteuern.
Ein Blick in die Zukunft: Was wünschen Sie Piepenbrock für die nächsten 111 Jahre?
Ich wünsche Ihrem Unternehmen und ich wünsche uns als Stadt, dass auch für künftige Generationen gilt, was ich zu Beginn unseres Gesprächs gesagt habe:
Wer in Osnabrück aufwächst, für den ist Piepenbrock eine feste Größe!
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