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„Hochwertig ausgeführte Services kosten Geld“

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Hochwertig ausgefuehrte Services kosten Geld

Prof. Gernod Dittel ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Reinrauminstituts e. V. (DRRI). Mit seinem Ingenieurbüro Dittel Engineering unterstützt und berät er Unternehmen zu Fragen der Planung, Qualifizierung und Requalifizierung ihrer Reinräume. Im Interview erklärt er, was im Reinraum produzierende Unternehmen von ihren Dienstleistern erwarten und wohin sich die Branche entwickelt.

Das Deutsche Reinrauminstitut (DRRI) ist ein Verein, in dem sich Unternehmen und Experten zusammengeschlossen haben. Welche Ziele und Interessen verfolgt das DRRI? Eines unserer zentralen Ziele ist es, das Expertenwissen der Branche zu bündeln und es dazu zu nutzen, Firmen in ihren Problemstellungen und bei der Qualitätssicherung im Reinraum zu unterstützen. In der Reinraumtechnik gibt es vielfältige Fachbereiche – von Pharmazie, Medizintechnik und Kosmetik über Optik, Mechanik und Mikroelektronik bis hin zur Kunststofftechnologie.

Das Wissen in diesen Segmenten kann nicht von einer Person gebündelt und vermittelt werden.Deshalb wollen wir ein Netzwerk aus Experten schaffen, das für jede Frage oder Problemstellung im Reinraum den richtigen Ansprechpartner vermitteln kann. Wir verstehen uns außerdem als Interessenvertretung der Reinraumindustrie, die in den letzten Jahren immer mehr an wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen hat.

Mit welchen Services unterstützen Sie Ihre Mitglieder?

Das Deutsche Reinrauminstitut ist ein Wissensnetzwerk. Wir möchten in allen Einzeldisziplinen der Reinraumtechnik unterstützen, aktuelle Trends und Entwicklungen der Branche begleiten und vorantreiben. Die Vermittlung von Wissen ist dabei natürlich ein Geben und Nehmen. So können sich unsere Mitgliedsunternehmen jederzeit bei Frage- und Problemstellungen an uns wenden und wir vermitteln den entsprechenden Experten.

Gleichzeitig erwarten wir natürlich auch, dass sie im Gegenzug das Wissen in ihrem Spezialbereich zur Verfügung stellen und als Experte auf diesem Gebiet fungieren. Viele unserer Mitgliedsunternehmen decken Fachbereiche ab, mit denen sich das Gros der im Reinraum produzierenden Unternehmen nicht explizit auskennt. Ziel ist es deshalb auch, die Bekanntheit dieser Spezialdienstleistungen zu erhöhen.

Was beschäftigt die Branche ganz aktuell?

Eine große Herausforderung ist der Fachkräftemangel. Meisterschulen und Universitäten lehren das Thema Reinraumtechnik nicht. Deshalb setzen wir uns für die wissenschaftliche Zusatzausbildung in der Reinraumtechnik ein und vergeben in Zusammenarbeit mit unseren Mitgliedsunternehmen Abschlussarbeiten. Außerdem nehmen wir Kontakt zu Schulen auf, die Techniker- oder Meisterausbildungen anbieten.

Unser Ziel ist es, gemeinsam mit diesen Schulen eine Weiterbildung in der Reinraumtechnik einzuführen. Insgesamt wollen wir mehr Interessenten und Bewerber gewinnen, denn die Branche ist auf qualifiziertes und interessiertes Personal angewiesen.

Warum ist die Reinheit der Produktionsstätten von so großer Bedeutung? Worauf kommt es bei der Reinigung im Reinraum an?

Unternehmen, die im Reinraum tätig sind, sind dazu verpflichtet, diesen regelmäßig zu qualifizieren. Für die Aufrechterhaltung des Reinraumstatus spielt die Reinraumreinigung eine wichtige Rolle. Die Kontamination durch partikuläre und mikrobiologische Verunreinigungen stellt die größte Gefahr für die Produktion im Reinraum dar. In der Mikroelektronik geht es um die partikuläre und molekulare Verunreinigung der Luft.

In der Pharmazie spielt nicht nur die Kontamination durch Partikel, sondern auch die Mikrobiologie eine maßgebliche Rolle. Umso wichtiger ist es, dass es Unternehmen gibt, die Experten für die Reinigung im Reinraum sind, sich mit den Prozessen auskennen, das Fachpersonal entsprechend schulen und gegenüber dem Kunden qualifiziert Rede und Antwort stehen.

Welche Anforderungen haben Auftraggeber an ihre Dienstleister?

Wie so oft geht es vielen Kunden in erster Linie um den Preis. Ein niedriger Preis kann aber gerade im Reinraum nicht der Maßstab sein. Professionelle, hochwertig ausgeführte Services kosten Geld. Hier kann man nicht sparen. Kosten fallen letztendlich nicht nur für die Reinigung selbst an. Das Personal muss im Vorfeld fachgerecht geschult und vor Ort eingewiesen werden. Außerdem kommt es darauf an, die richtigen Materialien einzusetzen. Auftraggeber, die bereit sind, dieses Geld zu investieren, erwarten im Gegenzug von ihren Dienstleistern Leistung und Qualität in der Reinigung. Es ist wichtig, dass sich der Kunde darauf verlassen kann, dass der Dienstleister und seine Mitarbeiter die Abläufe und Prozesse kennen und die Reinigung fachgerecht ausführen.

Sie haben die Verantwortung, den Reinraumstatus der Anlage für den Kunden herzustellen und aufrechtzuerhalten. Deshalb müssen Auftragnehmer zeigen, dass sie in Ausbildung, Controlling und Qualitätsmanagement investieren. Leistung und Qualität brauchen Vorbereitung, Ausbildung und Zeit. Bei zu günstigen Anboten in der Reinraumreinigung sollten Einkäufer skeptisch werden. Außerdem ist es wichtig das Auftragnehmer und Auftraggeber auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Das ist auch ein Grundgedanke des Deutschen Reinrauminstituts: Ein Projekt besteht immer als Kooperation – ohne dieses Miteinander wird es keinen Fortschritt geben.

Worauf kommt es speziell bei der Reinigung in Pharma-Reinräumen an?

In der aseptischen Industrie können mikrobiologische Verunreinigungen höchst gefährlich für die Produktion und damit auch für den Endverbraucher sein. Kommt eine Person zu Schaden, greift das Produkthaftungsrecht. Dieses gilt heute nicht mehr nur für den Vertreiber, sondern für alle am Produktionsprozess beteiligten Unternehmen. Im schlimmsten Fall droht die Schließung des Reinraums. In der Pharmaindustrie ist die Reinigung oft fest in den täglichen Produktionsablauf integriert.

Die Abstände zwischen den Reinigungen sind außerdem viel geringer als zum Beispiel in der Halbleiterindustrie – so wie es die Prozesse und Herstellungsverfahren verlangen. Dienstleister, die Pharma- oder medizintechnische Unternehmungen reinigen, haben auch die Verpflichtung, mögliche Risikostellen zu identifizieren und auf diese hinzuweisen. Das können nur ausgebildete Fachkräfte mit Expertenwissen.

Was erwarten Sie zukünftig für die Pharmaindustrie?

Aktuell lässt sich beobachten, dass die großen Pharmakonzerne ihre Ausgaben für Forschung mit dem Argument reduzieren, dass sie nicht von der Forschung, sondern dem Verkauf von Medikamenten leben. Die Unternehmen der Branche haben aber auch eine soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Die Zahl der Krankheiten und Neuerkrankungen nimmt stetig zu. Heute gibt es über 2 000 Krankheitsbilder, die wir noch nicht behandeln können, da die Pharmaindustrie hier aufgrund wirtschaftlicher Interessen keine geeigneten Wirkstoffe entwickelt.

Um neue Wirkstoffe zu erforschen, die neben diesen Krankheitsbildern zum Beispiel auch Alzheimer, Parkinson oder Krebs heilen können, braucht es Reinräume. Die Reinraumtechnik schafft die Basis für Entwicklungen, die unsere Gesundheitsversorgung zunehmend verbessern, und sorgt somit dafür, dass wir Menschen immer länger und gesünder leben.

Hochwertig ausgeführte Services kosten Geld

In der Pharmazie spielt nicht nur die Kontamination durch Partikel, sondern auch die Mikrobiologie eine maßgebliche Rolle. Professor Gernod Dittel weiß, wie wichtig es ist, Experten mit der Reinraumreinigung zu beauftragen, die sich mit den Prozessen im Reinraum auskennen und ihr Personal für die speziellen Anforderungen schulen. (Foto: DITTEL Engineering)

Wie wird sich die Reinraum-Branche insgesamt entwickeln?

Die technologische Entwicklung zielt auf eine immer höhere Effektivität und ein größeres Leistungsportfolio. Wenn ich mir heute zum Beispiel die Sensorik eines Fahrzeuges anschaue, bietet diese viel mehr Möglichkeiten als noch vor einigen Jahren. Allein die Entwicklung der Automobilindustrie wäre ohne die Reinraumtechnik nicht möglich.

Ganz klar zeichnet sich zudem ab, dass die Automatisierung zunimmt. Dies erfordert immer öfter die Produktion im Reinraum. Das heißt natürlich auch, dass die Reinraumreinigung einen immer wichtigeren Stellenwert einnimmt und hier
eine Professionalisierung erforderlich ist.

Fordern Sie noch heute unsere Experten-Beratung zur Reinraumreinigung an!

Ein Kommentar

Kira N.

30. Dezember 2021 um 18:30

Vielen Dank für diesen Beitrag über Planung, Qualifizierung und Requalifizierung von Reinräumen. Interessant, dass Meisterschulen und Universitäten Reinraumtechnik nicht lehren und somit in den Unternehmen oftmals Fachkräftemangel besteht. Wir wollen auch unseren Reinraum qualifizieren lassen, damit er in Betrieb gehen kann und sind bei der Recherche auf diesen Beitrag gestoßen.

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